Nur wenige Wing Chun Betreibende in Europa haben das Glück, die Waffenformen des Wing Chun, Luk Dim Boon Kwun ( Langstock ) und Baart Jam Dao (die acht Wege der Doppelmesser), erlernt zu haben. Wahrscheinlich noch weniger Personen können darauf verweisen, diese Formen von einem Schüler Yip Man´s erlernt zu haben. Deshalb ist es verständlich, dass sich um diese Formen Legenden und Geheimnisse ranken, die viele Wing Chun Betreibende beschäftigen.
Es erscheint deshalb wichtig Aufklärungsarbeit zu betreiben, da insbesondere in diesem Bereich des Wing Chun Kung Fu´s enorme Geldsummen verlangt werden. Man sollte hier abwägen, ob das verlangte Geld in einer vernünftigen Relation zu den zu erlernenden Formen und Anwendungen steht, zumal es sich insbesondere beim Langstock um keine in der modernen Zeit nutzbare Waffe handelt. Selbstverständlich ist der Wunsch nach der Komplettierung des Systems zu verstehen ,nachzuvollziehen und zu unterstützen.
Die Doppelmesserform beinhaltet viele Bewegungen, die in den vorher erlernten Formen bereits erlernt wurden. Dies gilt sowohl für die Handtechniken, als auch für die Schrittarbeit der Form. Einzig der so genannte „Katzenstand“ ist vorher nicht erlernt worden. Der Stand ergibt sich aus dem zurückziehen des Beines bis fast an das hintere Bein, wobei der Fuß auf der Zehenspitze steht. Da der Stand zusammen mit einer Abwehrtechnik der Messer ausgeführt wird, kann man diesen einfach damit begründen, das Bein aus der Reichweite des gegnerischen Waffe zu bringen. Dieser Stand existiert ebenfalls in der Langstockform und wird auch hier mit Abwehrtechniken zusammen verwendet.
Auf Grund der Tatsache, dass vor allem die Techniken der Doppelmesserform dem Schüler bereits bekannt sind und er diese lediglich mit den Messern in den Händen ausführen muss, ist das Erlernen verhältnismäßig einfach. Auch die Anwendungen und Techniken, die mit Messern trainiert werden können sind von einem fortgeschrittenen Schüler einfach nachzuvollziehen. Ein Lehrer hat lediglich die Aufgabe zu entscheiden, welche seiner Schüler er für reif genug hält, eine Waffenform zu erlernen, da hier Techniken trainiert werden, die einen Gegner schwer verletzen oder töten können. Man kann allerdings davon ausgehen, dass ein Trainer dies einschätzen kann, da er einen Schüler der das System bis zu diesem Punkt erlernt hat lange genug kennen durfte.
Die Langstockform (auch six and a half point long pole) des Wing Chun hingegen steht ein wenig außerhalb. Allein die Tatsache, dass eine Waffe mit beiden Händen geführt wird unterscheidet sie maßgeblich von dem bisher erlernten Formen. Auch wenn Anwendungen in der Form die gleichen, bereits bekannten chinesischen Namen tragen, wie sie aus vorherigen Formen bereits bekannt sind (z.B Tan Kwun, Cham Kwun etc.) sind sie doch anders auszuführen, da der von beiden Händen geführte Stock die Bewegung ausführen soll. Die Bezeichnungen helfen dem Schüler allerdings schnell den Sinn der Bewegungen zu erfassen. Somit ist diese Form, die mit einem relativ schweren Stock ausgeführt wird, anders als die bereits vorher erlernten. Der Grund hierfür dürfte darin liegen, dass die Form erst später in das System aufgenommen wurde. Laut der Legende fand dies zur Zeit der „Roten Dschunke“ statt. Dies erklärt vermutlich auch die Art der Waffe, da auf den Flussbooten der damaligen Zeit viel mit Stöcken gelenkt und geschoben wurde. Dies macht eine Aufnahme als Waffe wahrscheinlich, da es sich um einen Gegenstand des täglichen Gebrauchs handelte.